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06.03.2020

Gießener Allgemeine Zeitung - Wenn Sinne träumen

(GAZ) Wir leben in einem von Tempo und Vielfältigkeit geprägten Alltag. Einer Zeit voll Forderungen und Erwartungen und ständiger Gewissheit, dass sich die Strukturen des persönlichen Lebens unaufhörlich im Fluss befinden.

Hektik und Unruhe im Alltag

Das Alltagsleben wird immer mehr dominiert von Hektik, Unruhe, Getriebensein, Verbissenheit, Verunsicherung, Unübersichtlichkeit, Beliebigkeit, Oberflächlichkeit und Konkurrenz sowie zunehmender Distanz und Anonymität. Man verliert rasch den Überblick und tut sich schwer, notwendige Prioritäten zu setzen.

Man hat Pflichten und Erwartungen zu erfüllen, um nicht negativ aufzufallen. Man hat erst die Arbeit zu erledigen und kommt immer seltener zum Vergnügen, weil Zeit und Energie verbraucht sind. Oft hat man den Eindruck, kaum noch mithalten zu können, und kommt sich vor wie in einem Hase-und-Igel-Rennen. Immer häufiger meint man, in einem Hamsterrad zu leben und in einen auswegslosen Teufelskreis geraten zu sein. Für die notwendige körperliche, geistige und seelische Regeneration, das Auftanken, Abschalten und Entspannen, bleibt immer weniger Möglichkeit.

Unmerklich macht sich das bedrängende Gefühl breit, immer mehr zu kurz zu kommen und etwas nachholen zu müssen. Leider werden aber viele positive Dinge zu oft nicht mehr genügend wertgeschätzt und als selbstverständlich und normal erlebt. Man verlernt, sich über kleine Dinge zu freuen. Ernüchtert fragen viele Menschen nach dem Sinn des Lebens. Danach, ob es noch ein menschliches Leben ist, weil man merkt, dass man mit sich, dem Menschsein und der Natur nicht mehr genügend in Einklang kommen kann.

Es ist eine tiefe Sehnsucht spürbar. Nach Entschleunigung und Verschlankung. Nach Sicherheit und Geborgenheit. Nach Überschaubarkeit und Wiederholbarkeit. Nach Rückzug und innerer Einkehr. Nach Ruhe und in Ruhe gelassen werden. Wieder träumen und fantasieren. Wieder bewusst neugierig sein. Innehalten. Staunen. Wundern. Bewundern. Entschleunigen. Alle Sinne nutzen. Achtsam mit sich und anderen umgehen. Sich jenseits des Leistungsprinzips treiben lassen. Sich nicht immer nur an höher, weiter, schneller und mehr orientieren. Gefühle in sich entdecken. Empathie für die Natur entwickeln.

Dieses zutiefst menschliche Leben ist möglich. Denn Gelegenheiten dafür, ungenutzte Freiräume zu erobern und sich neue belebende Erfahrungen zu verschaffen, bieten sich jeden Tag. Die wunderbaren Angebote des Augenblicks sind ständig und überall zum Greifen nahe. Wenn man wieder bewusst loslässt und Neues wagt. Wenn man das Herz öffnet und weitet. Wenn man die Welt mit allen Sinnen wahrnimmt. Sowohl die Innenwelt als auch die Außenwelt.

  • Siegfried Grosse animiert mit seinem neuen Buch "Auch Sinne träumen - Momente zum Innehalten" den Leser, sich im persönlichen Alltag vielsinnig zu bereichern.
  • Das Buch ist eine Achtsamkeits- und Sinnesschulung erster Klasse. red
  • Dr. Siegfried Grosse: "Auch Sinne träumen - Momente zum Innehlaten", Edition federleicht, Frankfurt am Main, 320 Seiten, 18 Euro, ISBN 9783946112471
  • Link zum Artikel der Gießener Allgemeinen Zeitung vom 06.03.2020